USA 2004: Ein echter Abenteuerurlaub, wie sich herausstellen sollte...
Nach der deutlich verspäteten Landung in Denver stand uns (wieder das eingespielte Team von 1997 und 2000, Gerry und ich) die erste von vielen Überraschungen bevor: der Leihwagen. Nach den Erfahrungen im Jahr 2000 hatten wir uns diesmal für ein vierradgetriebenes Fahrzeug entschieden. Doch WAS uns da vorgesetzt wurde, beeindruckte mich als Fahrer doch ein wenig: ein Chevrolet Suburban. Monster-V8 Motor mit 5,3 Liter Hubraum und über 300 PS. Außenabmessungen, dass so mancher europäische Lastwagen vor Neid erblassen würde. Ich brächte diesen Wagen niemals in meiner eigenen Garage unter. 9 Sitzplätze und riesiges Gepäckabteil. Der Mittelsitz vorne wurde zum Tisch umgebaut, als Kartenleseplatz. Automatikwählhebel am Lenkrad. Klimaautomatik mit 3 Zonen (Fahrer, Beifahrer und hintere Sitzreihen). Im Rückspiegel eingespiegelte Informationen wie Außentemperatur und Kompass (sollte uns noch zugute kommen). Schaltpanel für Vierradantrieb. Integrierte Radio/Cassetten/CD-Kombination. Und vieles mehr...
Unser Hotel (das wir erst nach einigem Suchen fanden, weil die Highway-Ausfahrt in Bau war) erwies sich als echter Glücksgriff. Das "Red Lion Downtown" liegt direkt neben dem Stadion "Invesco Field at Mile High", jenseits des Platte River und mit tollem Ausblick auf die Skyline von Denver Downtown. Im obersten 14. Stock ist das Restaurant "Sky Box" untergebracht mit einer wirklich atemberaubenden Aussicht. Das Hotel heißt übrigens seit 2008 "Hotel VQ", der Name des Restaurants blieb gleich, ebenso die Aussicht...
Durch den langen Flug ermüdet, gingen wir recht früh zu Bett - um am nächsten Morgen, 04:00 Uhr schon unfreiwillig auf den Beinen zu sein. Da wir ohnehin eine ziemlich lange Fahrtstrecke (ca. 360 Meilen = 580 km) quer durch Colorado vor uns hatten, beschlossen wir schon um 06:00 Uhr aufzubrechen. In Vail (dem weltbekannten Wintersportort) machten wir die erste Rast, noch ziemlich kühl am Morgen und auf den sonnengeschützteren Skipisten mussten wir noch relativ viel Schnee feststellen.
Doch auf unserer langen Fahrt auf der I-70 westwärts wurde es sehr schnell wärmer, sogar richtig heiß. Nachmittags besichtigten wir das Colorado National Monument, eine Hochebene mit bizarren Felsabbrüchen und einer umwerfenden Aussicht über die Colorado-Ebene. Kaum hatten wir den Staat Utah erreicht, bogen wir südwärts ab und folgten der Route 128 nach Moab, unserem ersten Ziel. Eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke, den Colorado-River entlang.
Unser Hotel, das Ramada Inn, liegt in der Innenstadt, direkt an der Main Street. Gegenüber ist das Moab Diner, das ein wirklicher Geheimtipp ist. Ausgezeichnetes Essen, große Portionen und faire Preise neben der gewohnt schnellen und freundlichen Bedienung. Sollte man nicht verpassen!
Der erste Tag in Moab gehörte dem "Arches-Nationalpark", den wir im Jahr 2000 schon besucht hatten - leider spielte damals das Wetter nicht richtig mit. Doch diesmal ein wunderschöner wolkenloser Tag, mit 40° Celsius etwas zu heiß. Gut gelaunt fuhren wir in den Park, zuerst in die "Windows-Section", die ich schon kannte, Gerry jedoch nicht (siehe den Reisebericht 2000).
Gerry hatte irgendwo in einer Galerie ein Photo gesehen, das den "Turret-Arch" zeigt, durch das "North-Window" hindurch aufgenommen. Natürlich wollte er genau so ein Photo haben. Ich hielt diese Einstellung erst für unmöglich, doch Gerry hängte sich die Camera um und begann zu klettern. Tatsächlich erreichte er einen Punkt, von wo aus solch eine Aufnahme möglich ist. Da dieses Photo selten in einem Reisebericht zu finden ist, möchte ich es Euch nicht vorenthalten:
Der kleine weiße Fleck Mitte unten bin übrigens ich (um die Größe zu verdeutlichen - jaja, schon gut, ich bin auch nicht der Längste... ☺
Und nun beschlossen wir, die Allrad-Fähigkeiten unseres Wagens zu testen, und nicht den Hauptweg zurückzufahren, sondern über eine Piste, die über die "Marching Men", "Tower-Arch" und "Eye of the Whale" kurz vor dem Parkausgang wieder auf den Hauptweg führt. Ein Entschluss, den wir nicht wirklich überdacht hatten, da wir beide über keinerlei Off-Road Erfahrung verfügten. "So arg wird's schon nicht werden" - wie wir uns da täuschen sollten. Das "Kleingedruckte" bezüglich dieses Trails hatten wir schon gelesen, etwa: "High clearance required" und "Only north to south". Na, unser Wagen hatte große Bodenfreiheit, und von Norden nach Süden fuhren wir auch - und außerdem übertreiben die Amerikaner immer. Nun, diesmal waren alle Warnungen untertrieben. Für die ersten 2,7 km der gesamt 22 km brauchten wir gut eine Stunde, und waren mehr als einmal drauf und dran, umzukehren - wenn es möglich gewesen wäre. Gerald ging etliche Male ein Stück voraus, um mich einzuweisen. Bei manchen Passagen stieg auch ich aus, um die Möglichkeiten auszuchecken. Diese 2,7 km führten uns über eine Hügelkette (die Klondike Bluffs), nachdem wir diese überquert hatten, ging es zum Glück wieder besser. Wir wurden belohnt mit Ausblicken auf "Marching Men" und am Ende der Fahrt "Eye of the Whale" - sonst sieht man das nur in Filmen. Auf den letzten Kilometern fanden wir auch raus, warum es hieß, dass man nur von Nord nach Süd fahren soll. Sanddünen fährt man am Besten bergab, bergauf würde man sich hoffnungslos eingraben. Übrigens trafen wir auf der gesamten Strecke nur zwei Fahrzeuge: einen Endurofahrer samt Sozia (wie der das geschafft hat, ist mir bis heute unklar) und einen Jeep Wrangler mit drei Jugendlichen.
Diesen sehr anstrengenden Tag (40°, wie erwähnt) beendeten wir am Hotel-Pool. Als wir entspannt die Beine in's kühle Nass baumeln ließen, überlegten wir laut, ob wir uns langsam an die Kälte des Wassers gewöhnen sollten, oder die Schocktherapie. "Denk' dran, was wir heut' alles erlebt haben..." erinnerte mich Gerry. Also ließ ich mich einfach nach vorne kippen. Gerry murmelte was von "Alles andere ist für Weicheier" und folgte nach kurzem Zögern...
Am nächsten Tag stand ein kombinierter "Speed-boat and Jeep-trip" auf dem Programm. Vormittags im Boot den Colorado-River entlang. Eine unvergessliche Fahrt mit einem tollen Guide. Wir begutachteten unter anderem Muschelversteinerungen (die man nur vom Boot aus sehen kann), versteinerte Baumstämme und den "Dead Horse Point State Park" von unten. Nachmittags dann die Fahrt zu jenem "Dead Horse Point State Park" (übrigens wurde an dieser Stelle die berühmte Eröffnungssequenz von "Mission: Impossible II" mit Tom Cruise gedreht, und die Endszene von "Thelma & Louise"):
Dann weiter zu den "Gemini-Bridges" (übrigens auch nur über Vierradpisten erreichbar). Mitten auf einem Hochplateau zwei dicht nebeneinanderliegende Brücken über ein schmales Tal, die man überqueren kann. So gut versteckt, dass nach der ursprünglichen Entdeckung 10 Jahre vergingen, bis man die Stelle wiederfand. Anfangs wurden wir jedoch um beide Brücken herumgeführt, dann ließ unser Guide einige Personen warten, während wir anderen auf die Brücken durften. Als wir uns umdrehten, sahen wir, dass unsere wartenden Reisegefährten auf einer riesigen Felsplatte standen, die schon unterhöhlt war. Irgendwann in ferner Zukunft wird die Örtlichkeit vielleicht "Triple-Bridges" heißen...☺
Auch dieser Tag endete im Pool, anschließend ein Einkaufsbummel durch Moab.
Den folgenden Tag verbrachten wir wieder im Arches-Nationalpark. Vormittags stand eine Wanderung zum Landscape-Arch bevor. Bei schönem Wetter noch beeindruckender als vor vier Jahren. Hier eine Panoramaaufnahme:
Wie gesagt, die längste Steinbogenbrücke der Welt. Die Längenangaben schwanken (je nach Quelle und Messmethode) zwischen 88 und 101 Metern.
Da es Mittags sehr heiß wurde, unternahmen wir eine Fahrt zum "Moab Museum of Film & Western Heritage", untergebracht in der "Red Cliffs Lodge", einem ganz neuen Hotel im Ranch-Stil, nördlich von Moab an der Route 128 gelegen. Noch im Aufbau begriffen, aber sehenswert. Übrigens freier Eintritt. Gerade in und um Moab wurden und werden viele Filme (oder Teile davon) gedreht. Anfangs meist Western wie "Stagecoach" (1939), John Ford-Klassiker, etwa "Rio Grande" (1950) oder "Fort Apache" ("Bis zum letzten Mann", 1948) aber auch Stanley Kubrick's Science Fiction-Film "2001 - Odyssee im Weltraum" (1968) bis zu der MacGyver-Serie und Steven Spielberg's Abenteuerepos "Indiana Jones and the Last Crusade" (1988). Weiters "James Bond - Octopussy" (1983), "Back to the Future III" (1990), "Thelma & Louise" (1991), "City Slickers II" ("Die goldenen Jungs", 1993), "Forrest Gump" (1994), "Con Air" (1996), "Galaxy Quest - Planlos durchs Weltall" (1998), "Mission: Impossible II" (1999), "Austin Powers in Goldmember" (2002) und "Hulk" (2003), um nur einige wenige zu nennen.
Nachmittags gegen 15:00 Uhr wollten wir den Marsch zum Delicate Arch in Angriff nehmen. Laut Reiseführer der anstrengendste Fußweg im Park. Eigentlich hin und zurück "nur" 5 Kilometer, aber der gesamte Hinweg geht ausschließlich bergauf, und es gibt den ganzen Weg über absolut keinen Schatten. Leider war, als wir hinaufgingen, ein Abschnitt des Weges wegen Bauarbeiten gesperrt, und wir mußten einen äußerst anstrengenden Umweg nehmen - um genau zu sein: an Seilen klettern. Dann geht ein Teil des Trails über eine schräge Felsplatte (also nicht nur Hitze von oben, sondern auch von unten), und die letzten 200 Meter führen an einer Felswand entlang, links geht's senkrecht nach unten, rechts senkrecht nach oben. Doch nach dieser letzten Anstrengung wird man belohnt mit einem absolut atemberaubenden Anblick: das riesige Oval eines natürlichen Amphitheaters, genau gegenüber einsam aufragend der "Delicate Arch", vielleicht einer der schönsten Felsbögen. Utah hat diesen Arch als Wappenzeichen auserkoren, und sogar auf den Autokennzeichen des Staates verewigt.
Und hier hat man sogar die Möglichkeit, sich im Schatten einer Felswand niederzusetzen, und den Anblick auf sich wirken zu lassen.
Ich kann trotz aller Strapazen diesen Weg unbedingt empfehlen. Schon beim Aufstieg wurden wir von allen Entgegenkommenden angefeuert, unbedingt durchzuhalten, es würde sich auszahlen. Und das tat es wirklich. Einige kleine Ratschläge: Feste Schuhe (bitte keine Sandalen), Sonnencreme und mindestens einen Liter Wasser (nicht etwa kohlensäurehaltige Getränke) mitnehmen.
Mehr Bilder vom Delicate Arch, insbesodere eine Weitwinkel-Ansicht des Amphitheaters siehe unsere USA-Reise 2008.
Auch dieser Abend - der letzte in Moab - endete wie gewohnt: Pool und Stadtbummel.
Am nächsten Tag, den 8. Juni fuhren wir nordwärts, wieder zurück über die Route 128, eine Kurzvisite bei den Fisher Towers (eine ebenfalls bekannte Filmkulisse) hatten wir eingeplant. Doch unser eigentliches Ziel war das "Dinosaur National Monument". Am ganzen Colorado-Hochplateau kann man versteinerte Dinosaurier und andere Tiere finden, aber hier ist eine ganze Wand voll mit tollen Skeletten. Man hat die Arbeit eingestellt, um diese einzigartige Wand Besuchern zugänglich zu machen. Ein großartiger Anblick. Die Übernachtung erfolgte in Vernal.
Der erste Tag in Wyoming brachte die Besichtigung der "Flaming Gorge National Recreation Area", ein Stausee in einem idyllischen Tal. Sogar eine kleine Führung (gratis) am Gelände des Staudammes konnten wir machen. Leider durften wir nicht in den Damm selbst wegen Wartungsarbeiten.
Dann weiter nordwärts, die Route 191 entlang. Möglicherweise eine der einsamsten Straßen der USA. Wyoming wird mir immer in Erinnerung bleiben als das Land der endlosen Prärien. Kein Anzeichen von Zivilisation - bis zum Horizont. Und keine Menschen.
Gegen Abend wurde es kühler, und Regen kündigte sich an. Unser Ziel war Jackson, eine ganz auf "Wild West" getrimmte Stadt. Natürlich wieder zu einem ausgedehnten Bummel einladend. Bummel mit Einkaufen, versteht sich ☺.
Am nächsten Morgen war es empfindlich kalt, und es regnete. Obwohl wir beide den Verdacht hatten, dass sich so manche Schneeflocke in den Regen mischte... Also würden wir wohl von unserem Tagesziel, dem "Grand Teton National Park" nur wenig sehen. Schon am Parkeingang die erste Warnung: im direkt anschließenden Yellowstone-Nationalpark sei die Ostausfahrt, der Sylvan Pass wegen Schnee gesperrt. Da wir durch die Südeinfahrt wollten, um durch die Westausfahrt unseren Übernachtungsort West Yellowstone zu erreichen, war uns das noch ziemlich egal. Der Westeingang zum Park liegt in Montana, der Park selbst in Wyoming. Je höher wir kamen, desto kälter wurde es. Inzwischen schon 0° Celsius, und dass der Regen eindeutig in Schneefall übergegangen war, konnten wir auch nicht mehr leugnen.
Kurz vor dem Dunraven-Pass, der den Grand Teton vom Yellowstone trennt, ging dann gar nichts mehr. Der Pass war laut State Troopers wegen Schneeverwehungen unpassierbar. Wir mussten umkehren, und wieder nach Jackson zurück. Ein Ranger half uns bei der Routen-Neuplanung. Der Targhee-Pass in Idaho sei offen, und von dort gelange man auch nach West Yellowstone. Die ganze Fahrt über Schnee und Regen. Wenn mir Wyoming in Erinnerung bleibt als das Land der endlosen Prärie, so bleibt mir Idaho in Erinnerung als das Land der verregneten Felder. In West Yellowstone hatte das Wetter sich nicht wesentlich gebessert, und so suchten wir das örtliche "Imax"-Kino auf, um uns zumindest einen Film über den Yellowstone Nationalpark anzusehen.
Der nächste Tag war zwar ein wenig freundlicher (es regnete nicht mehr) aber tief wolkenverhangen. Dennoch fuhren wir in den Park, um uns in der "Old Faithful Area" umzusehen. Ich denke, den bekanntesten aller Geysire, den "Old Faithful" brauche ich nicht zu erklären. Er besitzt die Freundlichkeit, immer genau zur vorhergesagten Zeit auszubrechen ☺. Da steht eine riesige Digitaluhr, die einen Countdown anzeigt. Der Geysir ist immer pünktlich. Als wir ankamen, war es zufällig gerade soweit.
Auch wenn es aufgrund der grauen Wolken nicht so stark wirkte wie sonst, war es dennoch beeindruckend. Eine Eruptionshöhe von 33 bis 55 Meter ist überwätligend. Über Wanderwege (teilweise nur Holzsteige) kann man das ganze Areal erkunden. Viele Geysire befinden sich in näherer Umgebung, und etliche "Basins", das sind mit Wasser gefüllte, oft äußerst farbenprächtige Gesteinsspalten. Manchmal ist das Wasser heiß, manchmal brodelt es sogar, und manche der "Basins" brechen auch regelrecht aus. Eines der bekannteren "Basins" ist der "Morning Glory Pool", ungefähr 3 Kilometer vom "Old Faithful" entfernt. Hier ein Photo (das leider die leuchtenden Farben nur unzulänglich wiedergibt):
Siehe in diesem Zusammenhang unbedingt die USA-Reise 2008, wo wir sowohl den Old Faithful als auch den Morning Glory Pool bei strahlendem Sonnenschein erleben durften - ein Unterschied wie Tag und Nacht! Übrigens gibt es für alle größeren Geysire genaue Zeittafeln, wann diese ausbrechen. Im Visitor Center hängen diese Tafeln aus, dort kann man sich schlau machen. Wir besuchten noch den Ausbruch des "Daisy Geyser". Anschließend fuhren wir mit dem Auto in den äußersten Norden des Parks, zu dem "Mammoth Hot Springs". Wäre wahrscheinlich auch bei besserem Wetter beeindruckender gewesen...
Als es wieder zu regnen begann (und es ohnehin Abend wurde), brachen wir den Besuch ab. Da wir das Glück hatten, von unserem Zimmer direkt in den (überdachten und beheizten) Pool zu gelangen, entspannten wir uns dort. Auch eine neue Erfahrung, aus dem warmen Pool ein kleines Stück durch den kühlen Regen direkt in's Zimmer zu laufen.
Der nächste Tag begrüßte uns mit etwas freundlicherem Wetter. Zumindest bis zum frühen Nachmittag sollte es trocken bleiben. Wir besuchten den "Grand Canyon of Yellowstone", ein Tal, das in allen Farben des Regenbogens leuchtet, und durch das der "Yellowstone River" in mehreren Wasserfällen fließt.
Am Nachmittag besuchten wir wieder das Imax-Kino, ein Film über die Erforschung des Westens wurde gezeigt, "Lewis & Clark". Gleich neben dem Kino ist das "Grizzly and Wolf Discovery Center", ein Freigehege, auf dem man Grizzly-Bären und Wölfe beobachten kann. Dazu natürlich das obligatorische Visitor-Center mit interessanten Informationen und ein "Gift-Shop" (Andenkenladen). Abends (ebenfalls obligatorisch) ein Einkaufsbummel.
Am nächsten Tag durchquerten wir den Park ein letztes Mal, um über den Sylvan-Pass die Stadt Cody (wieder in Wyoming) zu erreichen. Auch ein Name, der aus Filmen bekannt ist. Schlagartig wurde das Wetter besser, und die Temperatur stieg. In Cody gibt es eine nachgebaute Westernstadt "Old Trail Town". Zusammengesetzt aus restaurierten historischen Gebäuden (ca. 1878 bis 1900) und Artefakten aus dem ganzen Westen Wyomings. Großteils kann man die Gebäude sogar betreten, diese sind ganz im Stil der Zeit eingerichtet. Eine Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Dann weiter über die Route 20 und 14 Richtung Sheridan. Kurz vor Sheridan liegt die kleine Siedlung Ranchester, wo wir unsere Übernachtungsmöglichkeit finden sollten, das "Old Stone House". Da der Ort ohnehin nur eine Hauptstraße, und etwa fünf abzweigende Nebenstraßen hatte, waren wir sicher, es leicht zu finden. Doch trotz mehrmaligen Durchfahrens fanden wir nichts. Endlich trafen wir jemanden, den wir fragen konnten. Oh, das sei leicht, erklärte der, einfach dieser Abzweigung hier folgen. Wir fuhren also jene angegebene Straße entlang. Bereits nach etwa 50 Metern mündete diese in eine Staubstraße. Weit und breit kein Hotel oder ähnliches. Die Ortschaft hatten wir schon weit hinter uns gelassen, und wir dachten schon in die Irre geschickt worden zu sein. Dann führte die Straße zu einer einsam auf einem Hügel thronenden Ranch. Davor ein Schild "Old Stone House". Also doch richtig. Wir gingen um das Haus zum Haupteingang und läuteten. Und wurden von der Lady des Hauses auf's Freundlichste begrüßt, wir wurden schon erwartet. In einem Nebengebäude der Ranch hatten wir das gesamte Obergeschoß - wir waren ohnehin die einzigen Gäste. Nachdem wir die Zimmer bezogen hatten (mit viel Liebe und Geschmack eingerichtet) kehrten wir zurück zum Haupthaus, um auf der Veranda einen Eistee zu genießen. Gemütlich in Schaukelstühlen blickten wir hinaus in die Weiten der Prärie Wyomings. Dieser Abend wird mir immer unvergessen bleiben. Auch der Herr des Hauses begrüßte uns nun, und wir wurden auf fast schon peinliche Weise bemuttert. Uns wurde erzählt, dass die Ranch im Jahre 1899 für einen wohlhabenden Rinderbaron erbaut wurde, schon damals mit Zentralheizung und fließendem warmen Wasser.
Bis zum Sonnenuntergang saßen wir dann noch auf der Veranda "unseres" Hauses, relaxten und besprachen die morgige Route. Zu den Geräuschen der Prärie schliefen wir dann ein in unseren Zimmern.
Dass das Frühstück etwas üppiger ausfallen würde, ahnten wir schon. Tee, Kaffee und Orangensaft standen schon bereit. Zuerst mussten wir den berühmten amerikanischen Kürbiskuchen kosten, der übrigens ausgezeichnet war. Dann bekamen wir eine Schüssel Früchte vorgesetzt, die ich nicht mal alle identifizieren konnte. Dann Toast, dazu ein Omelett mit Speck, Käse, grünem und rotem Paprika. Anschließend mußten wir aufgeben. Noch mehr hätten wir nicht geschafft - obwohl wir den Verdacht nicht los wurden, dass noch was nachgekommen wäre. Währenddessen unterhielten wir uns sehr nett mit den beiden Besitzern.
Wirklich uneingeschränkt empfehlenswert! Selten so nett empfangen und bewirtet. Hier ein neuer Link (gefunden 2015): "Old Stone House").
Doch dann hieß es Abschied nehmen. Wir machten einen Abstecher nördlich nach Montana, zum Schlachtfeld des "Little Bighorn", wo "General" Custer und seine Einheit von den Indianern unter Häuptling "Sitting Bull" total aufgemischt wurde. Angeschlossen ein Museum. Dann über die I-90 zurück nach Wyoming, eine lange Fahrt ostwärts. Im äußersten Nordosten Wyomings liegt eines der Wahrzeichen des Bundesstaates, der "Devils Tower". Dieser überragt sein Umland doch um fast 300 Maeter. Muss man gesehen haben, nur wenige Meilen nördlich der Interstate 90.
Zurück auf die I-90, und rein nach South Dakota. Bereits kurz nach der Grenze liegt Sturgis. Dieser Ort ist allen Motorradfahrern wohlbekannt, findet doch hier jährlich eines der größten Motorradtreffen der Welt statt. Über eine halbe Million (520.000) Motorräder kommen hierher. Und die Stadt hat sich ganz diesem Event verschrieben. Hier kann man alles kaufen, was das Bikerherz begehrt. Alle Formen von Veredelungen, Outfit und Zubehör. Da ich selbst ein leidenschaftlicher Motorradfahrer bin, wähnte ich mich im 7. (Einkaufs-)Himmel. Die Kreditkarte musste es ausbaden...
Glücklich aber pleite kamen wir zu einer unserer letzten Übernachtungen in Rapid City. Am nächsten Tag war das Wetter freundlich, und wir freuten uns auf einen weiteren Höhepunkt: den Besuch von Mount Rushmore.
So eine Art Wallfahrtsstätte für jeden US-Amerikaner. Daher waren auf dem Parkplatz Kennzeichen aus mindestens 30 Staaten der USA zu sehen. Schon eine imposante Leistung, diese vier riesigen aus dem Stein gehauenen Gesichter. Doch ein nicht weit entfernt gelegenes Projekt läßt diese Steinskulptur klein aussehen: das Crazy Horse Memorial. Alleine das Gesicht dieses riesigen Reiterstandbildes ist über 26,5 Meter hoch. Mehr ist aber auch noch nicht fertig, abgesehen von rohen Umrissen. Es ist ein "echtes" Familienprojekt, angefangen hat 1948 ein Mann alleine. Was an Einnahmen von Eintrittsgeldern und Shop-Verkauf hereinkommt, wird in die Arbeit gesteckt, und genau in diesem Tempo wird gearbeitet. Ich denke nicht, dass ich die Vervollständigung noch selbst erleben werde.
Am Nachmittag besuchten wir noch den "Custer State Park", ein großes Tierreservat. Ein Paradies für die Photographen unter uns. Auch hier mussten wir feststellen, dass die meisten Tiere abseits der Hauptrouten, nur von unbefestigten Pisten zu sehen sind. Da kann es schon mal vorkommen, dass man sich durch eine Herde Bisons hindurch schlängeln muss. Allerdings hätten wir uns in dem Gewirr von Staubstraßen auch beinahe verfahren - siehe Hinweis auf den Kompass im Rückspiegel...
Wieder zurück nach Rapid City und am nächsten Tag auf die lange Fahrt südwärts, nach Denver. Auf der 385 bis in den nächsten Bundesstaat, Nebraska. Übrigens scheint Nebraska das Land der wasserlosen Flüsse zu sein. Ich weiß nicht, wie viele "Creeks" und "Rivers" wir überquerten, aber Wasser gab's nur selten. Und das obwohl der Himmel wieder alles andere als freundlich war, dichte Wolken und ab und zu ein Regenschauer. In Chadron hielten wir uns westwärts, um "Fort Laramie" zu besuchen. Wieder zurück nach Wyoming. Liegt an der 26, kurz nach Lingle. Übrigens liegt das historische Fort knapp außerhalb der heutigen Ortschaft "Fort Laramie" und hat mit der Stadt "Laramie" gar nichts zu tun. Auch hier ein paar toll restaurierte Häuser, viele zugänglich und möglichst originalgetreu eingerichtet.
Dann eine lange Strecke, gut 300 Kilometer, fast schnurgerade, die I-25 südwärts nach Denver. Jetzt regnete es fast durchgehend. In Denver waren wir wieder im "Red Lion Downtown" untergebracht (das Hotel trägt seit 2008 einen neuen Namen: "Hotel VQ").
Den nächsten Tag (der letzte volle auf amerikanischem Boden) nutzten wir für einen ausgedehnten Stadtbummel, die 16. Straße ist eine Fußgängerzone, nur durchfahren von Elektrobussen. Diese fahren die "Mall" auf und ab, im Minutentakt. Und sind übrigens völlig kostenlos. Wirklich ein erstklassiger Service.
Da es Nachmittags wieder zu regnen begann, entschieden wir uns kurzfristig, das "Denver Firefighters Museum" aufzusuchen. Das ehemalige "Spritzenhaus Nr. 1" wurde zum Museum umgebaut, mit Löschfahrzeugen von 1879 bis in die 1970er Jahre. Von handgezogenen Leiterwagen über von Pferden bewegten Dampfmaschinen zur Wasserförderung bis zu alten Feuerwehrautos. Dazu jede Menge interessante Ausrüstungsgegenstände und alte Alarmpulte.
Dieser letzte Abend wird mir unvergessen bleiben, wieder in der "Sky Box", dem Restaurant im obersten Stock unseres Hotels. Der nach wie vor unvergessliche Ausblick auf Denver Downtown, im Licht der untergehenden Sonne (Photo siehe hier: USA-Reise 2008). Vor uns zwei Gläser Whiskey...
Am nächsten Tag mußten wir uns ohnehin schon auf den Heimflug vorbereiten, der am Nachmittag startete...
Insgesamt verfuhren wir über 3500 Meilen, das sind fast 5700 Kilometer, teilweise über echt unwegsames Terrain. Wir kamen durch 7 Bundesstaaten, überquerten mehrere Pässe in den Rocky Mountains, manche davon fast 3000 Meter hoch gelegen. Wir schwitzten bei über 40°, und froren bei Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Ich hoffe, der Leser hat bis hierher durchgehalten, ich freue mich über Euer Interesse, und bin für Feedback jeder Art dankbar.
Einige Neuerungen gab es schon in Bezug auf die letzten beiden Reisen. So wählten wir diesmal - nach den Erfahrungen im Jahr 2000 (siehe hier) einen geländegängigen Wagen (ATV).
Erstmals erfolgte ein Teil der Buchung per Internet. Bei den großen Ketten (zB. Best Western oder Travelodge) kann man einfach den gewünschten Ort eingeben, wo man übernachten möchte. Ist in diesem Ort kein Hotel des Anbieters, werden automatisch alle in der Nähe verfügbaren Hotels ausgegeben (samt Richtung). Oft nur ein paar Meilen entfernt. Da findet man immer etwas, das auf der Route liegt. Toller Service.
Des weiteren hatten wir diesmal ausschließlich Digitalcameras mit. 1997 hatten wir nur analoge Cameras, 2000 hatte ich schon meine erste kleine (digitale) Canon Powershot S10 mit. 2003 bin ich umgestiegen auf die größere Canon Pro90 IS mit 10-fach optischem Zoom ("Bridge-Camera", also ein Mittelding zwischen Spiegelreflex und Kompaktcamera). Gerald hat eine Canon EOS 10D mit diversen Objektiven. Außerdem hatte ich einen "Image-Tank" mit. Das ist ein "kleines" (20 GB) Laufwerk mit Slots für alle möglichen Speicherkarten. Batteriebetrieben, somit kann man immer und überall die volle Karte auf die Festplatte kopieren und die Speicherkarte wieder für neue Photos löschen. Diese Photos kann man dann daheim mittels USB einfach auf den PC übertragen. Und, ehrlich, 20 GB sollten doch reichen, oder? Gemeinsam "schafften" wir ca. 1100 Photos, die etwas über 2 GB füllten.