Diese Reise widme ich meinem langjährigen Reisegefährten Gerald Fölser, der während der gemeinsamen USA-Reise 2013 auf tragische Weise ums Leben gekommen ist...
Gerald und ich planten so eine Busreise durch Schottland bereits 2010. Wir hatten auch schon gebucht, doch wenige Wochen vor Beginn wurde die Reise wegen zu geringer Teilnehmeranzahl abgesagt. Ein neuer Anlauf sollte 2015 genommen werden. Doch dazu kam es nicht mehr. Also machte ich die Reise jetzt alleine - in Memoriam Gerald.
Der erste Tag. Morgens der Flug von Linz nach Glasgow. Eine Chartermaschine, nur für uns Schottlandreisende, das heißt, Direktflug. In Glasgow wurden wir am Flughafen empfangen, und auf die Busse aufgeteilt. Drei Busse, aber unterschiedliche Reiserouten. Das Wetter war sonnig, ein paar Wölkchen. 22° - herrlich. Wobei man erwähnen muss, dass in Schottland Tage mit Temperaturen über 21° bereits als "Hitzewelle" gelten. Sofort ging es los. Erster Teil der Besichtigung von Glasgow - der zweite Teil würde erst gegen Ende der Reise stattfinden. Wir besuchten die "Glasgow Cathedral" sowie das "Provands Lordship", welches als ältestes Haus Glasgows gilt.
Diese Mauern stammen aus dem Jahr 1471. Was die alles erzählen könnten... Angeschlossen ist ein kleiner Kräutergarten, denn ursprünglich war das Gebäude ein Teil des "St. Nicholas Hospital", und hier wuchsen die verwendeten Heilkräuter.
Dann wurden wir zum "George Square" gebracht, hier befinden sich die City Chambers und ein paar Straßenzüge weiter die Einkaufsmeile (die Buchanan Street). Wir hatten Mittagsfreizeit. Ich marschierte zuallererst in die Clydesdale Bank und ließ meine britischen Pfund in schottische Pfund umtauschen. Das mag jetzt verwirren. Aber einige Banken in Schottland haben das Recht, eigene Banknoten zu drucken. Die Gültigkeit endet allerdings an der Landesgrenze. In Österreich kann man sie nicht in Euro umwechseln, und selbst in England werden sie nur selten angenommen. Diese Geldscheine sind um vieles farbenfroher als die Britischen, und die Queen findet man nicht darauf, sondern Personen wie "Robert the Bruce", einen Ex-König Schottlands oder "Robert Burns", einen bekannten schottischen Dichter. Anschließend flanierte ich die Einkaufsmeile auf und ab, dann ging ich Mittagessen in's "Jamie Oliver" - der britische Starkoch dürfte aus dem Fernsehen bekannt sein.
Dann ging es schon weiter, direkt in die Highlands. Währenddessen erfuhren wir von unserer Reiseleiterin viel Wissenswertes über Schottland und die Schotten. Immer wieder aufgelockert durch passende Musik, Erzählungen oder auch Witze.
Die Highlands sind eine Landschaft, die kaum vergleichbar mit österreichischen Gegenden ist. Stellt euch das Mühlviertel vor, nur zehn Mal so steil, zehn Mal so schroff, zehn Mal so kahl, aber auch zehn Mal so grün. Und immer wieder unterbrochen von "Lochs". "Loch" ist gälisch, und heißt "See". Der erste Stopp war auch schon Loch Lomond, der größte See Schottlands, und er gilt auch als der Schönste.
Das erste Photo entstand in Luss, das zweite ist eine Panoramaaufnahme in der Nähe von Aldochlay. Nach einem kurzen Aufenthalt in Luss ging es weiter zum Loch Tulla.
Das Bild ist eine Photomontage, die ich aus drei Bildern zusammengestellt habe. Die Photos entstanden zwar am selben Ort, jedoch aus unterschiedlichen Winkeln, also Bildfehler inklusive, sorry. Man sieht sehr schön die Schatten, die ein paar Wolken auf die Hügel zauberten. Ein herrlicher Anblick. Auch wenn unsere Reiseleiterin nicht müde wurde zu betonen, dass man die Highlands eigentlich bei Nebel und Regen genießen sollte. Uns Reisenden gefiel's auch so...
Schon kam der nächste Höhepunkt, Glen Coe. "Glen" ist gälisch, und heißt "Tal". Ein herrliches Tal, und diente auch für viele Filme als Kulisse, etwa "Highlander", "Braveheart" und "Rob Roy". Auch der Film vom Familiensitz James Bond's, Skyfall, aus dem gleichnamigen Film wurde in einem Nebental gedreht. Wieder der Hinweis unserer Reiseleiterin, die Highlands soll man eigentlich bei...und-so-weiter.
Da britische Truppen 1692 ein Massaker unter den hier ansässigen Mitgliedern des Clan MacDonald anrichteten, ist das Tal in Schottland auch unter "Tal der Tränen" bekannt. Nun ging es zu unserer ersten Übernachtung, dem "Ben Nevis Hotel" in Fort William. "Ben" ist gälisch und heißt "Berg". Der nahegelegene Ben Nevis ist der höchste Berg Schottlands und somit ganz Großbritanniens. Für uns Alpenländler ist das ein Hügelchen, gerade mal 1346m hoch (zum Vergleich: der höchste Berg im Mühlviertel, der Plöckenstein misst 1379m). Kurz nachdem wir die Ortschaft Fort William (mit 5883 Einwohnern die größte Stadt der westlichen Highlands) erreicht hatten, ging verkehrsmäßig nichts mehr. Ein Unfall, so die Polizei. Die meisten von uns entschieden sich, die letzten paar Kilometer zu Fuß zu laufen. Die richtige Entscheidung, denn nur wenig später kam der Rest der Gruppe nach - ohne Bus. Der Buschauffeur erzählte am nächsten Morgen, dass sich der Stau erst um Mitternacht aufgelöst habe und die Polizei gegen 00:30 Uhr die letzten Autofahrer geweckt habe, die in den Autos geschlafen hätten. Ein reichhaltiges Abendessen erwartete uns, drei Gänge mit je zwei Wahlmöglichkeiten.
Der zweite Tag. Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet befuhren wir die berühmte "Road to the Isles", also die "Straße zu den Inseln", gemeint sind die Hebriden. Der erste Halt war Glenfinnan am Ende von Loch Shiel. Hier gibt es einen Aussichtspunkt, der Weg ist ein wenig steil, dafür aber nicht lang. Von diesem Aussichtspunkt aber hat man eine Aussicht, die alle Strapazen sofort vergessen lässt.
Links eine Panoramaaufnahme vom Glenfinnan Monument und dem Loch Shiel. Wenn man sich umdreht, sieht man das "Glenfinnan Viaduct", eine Eisenbahnbrücke, die auch schon in vielen Filmen zu sehen war. So befährt der Hogwarts Express aus den "Harry Potter"-Filmen dieses Viadukt. Das Monument bezeichnet die Stelle, an der der schottische Prinz Charles Edward Stuart (bekannt als "Bonnie Prince Charlie") aus dem Exil kommend, 1745 den Aufstand gegen die britische Herrschaft ausrief. Und auch ungefähr die Stelle, von wo aus er nach dem niedergeschlagenen "zweiten Jakubitenaufstand" etwa ein Jahr später wieder fliehen musste.
Die Straße führt uns durch eine herrliche Landschaft. Man muss dazu sagen, dass die schottischen Straßen generell sehr schmal sind. Manchmal handelt es sich sogar um "Single Track Roads", das heißt einspurig, nur mit Ausweichbuchten. Auch Brücken oder Unterführungen sind meist nur einspurig. All dies trägt zum tiefen Eindruck auf den Reisenden bei - wieder der Hinweis der Reiseleiterin bezüglich "Wetter" und "genießen", denn heute war der Himmel zwar großteils bedeckt, aber kein Niederschlag.
In Mallaig fuhren wir auf eine Fähre zur "Isle of Skye", welche zu den inneren Hebriden gehört. Ein ganzer Schwarm Delfine begrüßte uns. Doch das Spektakel währte nur kurz, und die Tiere verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. Kurz vor dem Anlegen war an der Küste das Armadale Castle zu sehen.
Wir fuhren auf der Isle of Skye Richtung Norden, machten Stopps beim Wasserfall "Eas a' Bhradain" und der "Sligachan Bridge".
Wir fuhren bis Portree, wo wir Mittagspause machten. Portree ist eine hübsche kleine Hafenortschaft. Mit knapp über 2000 Einwohnern gilt Portee als Stadt, und ist der Hauptort der Isle of Skye. Übrigens steigt im Sommer die Einwohnerzahl durch Touristen auf das Doppelte an...
Über die "Skye Bridge" ging es zurück in die Highlands.
Nun kamen wir zum "Eilean Donan Castle". "Eilean" ist gälisch und heißt "Insel". Ich habe mich schon seit Jahren für diese Burg interessiert. Auf einer Insel gelegen, nur über eine lange Steinbrücke erreichbar. Die Burg wurde 1719 während des ersten Jakobitenaufstandes komplett zerstört. Zuerst von drei britischen Fregatten sturmreif geschossen, und anschließend mit 343 Fass Schießpulver gesprengt. Erst 1919 wurde mit Wiederaufbauarbeiten begonnen, welche bis 1932 dauerten. Den ursprünglichen Grundrissen folgend, jedoch leicht abweichend vom Original. Zeichnungen der intakten Burg tauchten nämlich erst kurz vor Vollendung der Arbeiten auf. Dennoch ist das Ergebnis absolut beeindruckend. Die Lage auf der Insel, die alten Steine, die verwendet wurden und die Lage am Loch Duich. Wobei es sich bei Loch Duich genaugenommen nicht um einen See, sondern um einen Meeresarm handelt, darum wirkt bei Ebbe die Brücke etwas überflüssig. Dennoch wäre ein Waten durch den Schlick nicht ratsam. Die Brücke wurde übrigens erst während der Restaurierung hinzugefügt.
Eine Reisegenossin erzählte, dass Aufnahmen dieser Burg bei ihr die endgültige Entscheidung für diese Reise brachten. Für mich verständlich, denn auch ich hatte mich sehr auf diese Festung gefreut. Leider war unser Stopp zu kurz, um zur Burg hinaus zu wandern, so mussten wir uns mit Photos von Land aus begnügen. Schade - aber ein Grund, unbedingt wieder zu kommen. Auch diese Burg war schon in mehreren Filmen zu sehen, etwa "Verlockende Falle", "Highlander", "Prinz Eisenherz", "Verliebt In Die Braut", "Rob Roy", "James Bond - Die Welt Ist Nicht Genug" um nur einige zu nennen. Ich möchte hier kurz auf meine Schottland-Reise von 2017 verweisen, wo ebenfalls Bilder dieser Örtlichkeiten zu finden sind.
Jetzt wurde das Wetter schlechter, und es begann zu regnen. Doch wir hatten noch einen wichtigen Stopp: "Urquhart Castle" am Loch Ness. Der Bus konnte nicht direkt am Aussichtspunkt halten, denn der beste Punkt, die gesamte Anlage zu überblicken befindet sich direkt an der Straße. Also liefen wir mit unseren Cameras durch den Regen, machten einige Bilder und sahen zu, wieder ins Trockene zu kommen.
Einige Touristengruppen habe ich aus dem Bild entfernt. Ach ja: das Ungeheuer von Loch Ness konnten wir nicht nachweisen ☺. Beim nächsten kurzen Stopp hielten wir am "Loch Ness Centre and Exhibition" vor einem unscheinbaren Lattenzaun. Die Reiseleiterin empfahl mit einem Lächeln allen Photographen, einen Blick über den Zaun zu werfen. Ich werde euch auch nicht verraten, was sich dahinter befand. Es hat etwas mit dem Ungeheuer zu tun. Lasst Euch überraschen!
Die letzte Etappe führte in das "Carrbridge Hotel" in der gleichnamigen Ortschaft. Hier würden wir zwei Mal übernachten. Carrbridge ist ein sehr kleiner Ort, das Hotel, ein Pub und ein Spar-Markt, das war's so ziemlich. Interessant ist die Ruine einer alten Steinbrücke über den Fluß "Dulnain", welche aus dem Jahr 1717 stammt, und somit die älteste Brücke Schottlands sein dürfte.
Allerdings war hier auch Ende der elektronischen Kommunikation. Kein Mobilfunknetz, und das Hotel hatte zwar W-Lan (das heißt in englischsprachigen Ländern übrigens "Wi-Fi"), dieses funktionierte aber nur innerhalb einiger Meter rund um die Rezeption...
Der dritte Tag. Herrliches Wetter, strahlend blauer Himmel mit ein paar harmlosen Wölkchen. Heute führte uns der Weg zum "Cawdor Castle", welches wir auch besichtigen würden.
Eine herrliche Burg, mit Erkern und Türmchen, sogar mit Zugbrücke. Und mit unbedingt sehenswerter Inneneinrichtung. Wohnräume, Schlafräume, bis zur Küche samt Utensilien ist alles vorhanden. Wirklich interessant sind auch die Gärten rundum. Sowohl Blumengärten, aber auch der unvermeidbare Irrgarten sowie einige Waldpfade gehören zum Gelände. Inklusive Dudelsackspieler. Hier kurz nochmal der Link zu mehr Photos, auch von der Inneneinrichtung: HIER KLICKEN !
Die Mittagspause verbrachten wir in Inverness. Wieder ein kurzer Gälisch-Kurs: "Inver" bedeutet "Mündung". Unzählige Orte in Schottland, wo ein Fluss mündet, sind so benannt, bei Inverness mündet der Fluß "Ness" (ja, das ist der aus Loch Ness), bei Inverewe der Fluß Ewe, oder Inveraray, Inverailort, Inver Mallie, Inverurie usw. Hier das Inverness Castle:
Man beachte die schottische Fahne, die über der Burg weht. Die Schotten sind ein stolzes Volk. Stolz auf ihr Land und stolz auf ihre Geschichte. Dass sie eigentlich zu Großbritannien gehören, ändert nichts an ihrer Eigenständigkeit. Sie drucken eigene Banknoten, sie haben eigene Autokennzeichen: das Kürzel "GB" wurde durch "SCO" ersetzt und das europäische Sternenbanner durch die schottische Fahne. Und diese Kennzeichen sind nicht nachträglich verändert (also etwa überklebt), sondern werden auf Wunsch so ausgegeben. Und über den meisten Gebäuden weht eben die schottische Fahne, nicht der britische "Union Jack".
Nachmittags besuchten wir eine Whisky-Destillerie, und zwar die "Glen Grant Distillery" in Rothes. Wir hatten das Glück, eine Führerin zu bekommen, die recht gut Deutsch konnte, und uns wirklich viel über das Whiskybrennen näher brachte. So wußte ich etwa nicht, dass die Fässer meist gebrauchte Bourbon- oder Sherryfässer aus den USA sind. Diese sind aus Eichenholz, und haben großen Einfluss auf den Geschmack des Whiskys.
Natürlich war ein Probieren verschiedener Whiskys inbegriffen. Wobei ich annahm, so eine Art Fingerhut voll zu bekommen, jedoch wurden uns "normale" Portionen serviert. Wenn man sich das untenstehende Bild ansieht, könnte man an den Augen erkennen, dass ich vielleicht nicht mehr ganz nüchtern war - wie die meisten Mitreisenden...
Im angeschlossenen Shop kaufte ich einen kleinen Flachmann - und einen Kühlschrankmagneten.
Der letzte kurze Photostopp war am Gatehouse zum "Ballindalloch Castle".
Im Bild die "Old Bridge of Avon" und das "Pförtnerhaus" der Burg. Dann Rückkehr nach Carrbridge.
Der vierte Tag. Das Wetter war moderat, der Himmel bedeckt, ein wenig dunstig, aber kaum Niederschlag. Am Nachmittag sollte es sogar sonnig werden. Zuerst besuchten wir die "Rogie Falls". Diese spektakulären Wasserfälle sind über einen kurzen, aber steilen Fußweg zu erreichen. Der Ausblick ist sowohl von einem steinernen Aussichtspunkt als auch von einer Hängebrücke kurz unterhalb der Fälle möglich. Die Hängebrücke ist für Photos besser - auch wenn das Schwanken der Brücke die Aufnahmen erschwert.
Das Wasser wirkt schwarz und die Verwirbelungen braun. Dies wird durch das von Moorpartikeln gesättigte Wasser hervorgerufen. Sieht fast aus wie Guinness Bier...
Ein weiterer Stopp war vor dem "Loch Maree". Hier sollten wir die echten Ungeheuer von Schottland kennen lernen: blutrünstige Monster - die Midges. Das sind sehr kleine Stechmücken, die in riesigen Mengen auftreten. Kaum setzten wir einen Fuß vor den Bus, waren wir sofort in eine Wolke eingehüllt. Das klingt übertrieben, war aber wirklich so. Und dabei sind nur die Weibchen so aggressiv. Die Männchen brauchen kein Blut, die geben sich friedlich mit Blütennektar zufrieden. Es gibt alle möglichen Mittelchen gegen diese Biester, sogar so eine Art Imkerhut mit einem Netz um den Kopf kann man kaufen. Und tatsächlich begegneten uns später etliche so gekleidete Menschen.
Bevor sie sich wundern: Nein, ihr Monitor ist korrekt eingestellt. Diese lila Flächen sind auch kein Photofehler. Das blühende Heidekraut verdrängt das grüne Gras fast komplett. Spektakulär.
Der Höhepunkt heute war der Besuch des "Inverewe Garden" (Test: Inver heißt was?). Als wir ausstiegen, nieselte es leicht, aber das hörte bald wieder auf. Einen tropischen Garten mit Palmen und vielen Pflanzen aus Südamerika oder Afrika würde man hier im Norden Schottlands (die gleiche nördliche Breite wie Südschweden oder die Hudson-Bay) kaum erwarten. Und dennoch ist es so. Hier die Beweisphotos:
Diese auf den ersten Blick unglaubliche Tatsache ergibt sich aus dem warmen Golfstrom, der sich gerade hier an diese Halbinsel legt und für ein gemäßigtes Klima sorgt. Genau dies zieht aber auch die Midges an...
Es war traumhaft, in diesem riesigen Garten herum zu wandern. Viele exotische Pflanzen, schöne Wanderwege und etliche Teiche mit herrlichen Seerosen sorgen dafür, dass nie Langeweile aufkommt. Es gibt hinter jeder Biegung und hinter jedem Gebüsch Neues zu entdecken. Auch ein toller Shop war angeschlossen...
Noch ein paar Photostopps an der Gruinard Bay und am Loch Bloom und wir erreichten den nördlichsten Punkt unserer Reise: Ullapool.
Eine nette Hafenstadt, die von vielen Schiffen aus aller Welt angelaufen wird. Wie man an dem Photo sieht, war das Wetter wieder sehr schön geworden.
Der fünfte Tag. Vormittags besichtigten wir das "Blair Castle". Die bewegte Geschichte dieser Burg würde den Rahmen dieses Berichts sprengen. Nur ein interessantes Detail: zur Burg gehört die einzige Privatarmee Europas. Derzeit etwa einhundert Mann unter Waffen und zwanzig Dudelsackspieler. Leider ist im Inneren der Burg das Photographieren nicht erlaubt, außer im Ballsaal. Schade, denn was hier geboten wird, ist außergewöhnlich. Zimmer, vom Schlafraum bis zur Bibliothek, eingerichtet wie anno dazumals. Was hier zusammengetragen wurde, ist beeindruckend. Unter anderem ein komplettes Kinderzimmer, Kleidung lässig über einen Stuhl geworfen, Spielzeug am Boden. Man könnte meinen, die Kinder hätten das Zimmer nur kurz mal verlassen. Im Erdgeschoß sind Zimmer voll mit alltäglichen Dingen, wie Schnupftabakdosen, Kleidung oder Schmuck. Für mich war faszinierend, wie viele Dinge die Jahrhunderte unbeschadet überstanden haben. Die Fülle der Exponate ist unglaublich.
Die Mittagspause verbrachten wir in Pitlochry. Ein typisch schottischer Ort, wirklich nett zu besichtigen. Im Ort gibt es die Schmuckmanufaktur "Heather Gems", die Schmuck aus einem ungewöhnlichen Material herstellt: aus dem in der Gegend reichlich vorhandenen Heidekraut ("Heather" bedeutet "Heidekraut"). Die Stengel des Heidekraut werden bunt eingefärbt. Dann wird das Zeug unter Zugabe von Leim zusammengepresst und getrocknet, bis ein einheitlicher Block entsteht, der geschnitten und geschliffen werden kann. Wenn man die Manufaktur betritt, kann man alle Schritte der Herstellung beobachten. Man kann also etwa den Schleifern direkt beim Bearbeiten der Stücke zusehen. Das ist wirklich hochinteressant. Der Eintritt ist kostenlos, am Ende kommt man in den Shop. Ich kaufte zwei Anhänger mit Lederband für Schwester und Freundin, sowie einen Kühlschrankmagneten für mich - aus einem Randstück, hier kann man noch das Originalmaterial erkennen. Meine Freundin tippte bei der Frage nach dem Material übrigens auf Holz, meine Schwester auf eine Art Kern oder Nuss. Nett ist, dass jedem Stück eine kurze Beschreibung mit Bildern von der Herstellung beiliegt. Hier noch ein Photo vom Ort selbst:
Anschließend fuhren wir in den kleinen Ort Killin. Von einer (einspurigen) Straßenbrücke hat man einen netten Ausblick auf die "Falls of Dochart", eher unspektakuläre, aber durchaus sehenswerte Wasserfälle (na gut, es sind eher starke Stromschnellen). Interessant ist auch der Ausblick von der anderen Seite der Brücke. Man sieht die Flußinsel Inchbuie mit dem Eingang zum "MacNab Burial Ground". Der Clan MacNab wurde lange Zeit mit dem Ort assoziiert. Ach ja, ein Tipp: bitte Vorsicht auf der schmalen Brücke. Wenn sich hier ein Lastwagen durch die Touristen quetscht, wird's eng. Ausatmen hilft ☺...
Der nächste Stopp war im Ort Kilmahog (das ist in der Nähe von Callander) an der "Trossachs Woollen Mill". Ein sehr großer Souvenirshop mit Cafe, und daneben weiden schottische Hochlandrinder. Ich entdeckte in einiger Entfernung noch ein abgelegen stehendes Haus, davor ein pittoresker toter Baum - und ein paar Schafe ergänzen das Bild. Ein wirklich netter Anblick.
Zufällig fand ich in einem fremden Reisebericht im Internet den Namen dieses Hauses: "Leny Estate". Das Internet bildet also durchaus...
Am Nachmittag trafen wir wieder in Glasgow ein, der zweite Teil der Stadtbesichtigung. Zuerst waren wir im "Kelvingrove Art Gallery and Museum". Interessant ist, dass Museen und Galerien kostenlos sind. Bildung und Kunst muss jedermann zugänglich sein. Leider war nicht viel Zeit, bevor das Museum schloss. In einer Halle hängt hier übrigens eine Spitfire aus dem zweiten Weltkrieg unter der Decke, gut zu sehen von der Empore rundum.
Anschließend besuchten wir das SSE Hydro, eine Mehrzweckhalle für Sportveranstaltungen und Musikevents. Gleich daneben das Clyde Auditorium, das aufgrund seiner Form "Armadillo" (deutsch: "Gürteltier") genannt wird. Auch für Konzerte, Musikveranstaltungen und Theateraufführungen.
Der letzte Punkt auf der Tagesordnung war der Doulton Fountain, der größte Terrakottabrunnen der Welt. Hier zur Erinnerung der Link zu mehr Photos: HIER KLICKEN ! Und dann bezogen wir unser letztes Hotel, das GoGlasgow Urban Hotel. Zurück in der Zivilisation. W-Lan in allen Zimmern, mehrere Mobilfunknetze...
Der sechste Tag. Das Wetter war trübe und feucht. Manchmal ein wenig Regen. Heute konnte man wahlweise den Tag in Glasgow verbringen, oder einen Ausflug machen. Nur wenige meiner Mitreisenden entschieden sich für Glasgow. Wir anderen besichtigten zuallererst die berühmte Eisenbahnbrücke über den Firth Of Forth. Ein letztes Mal Gälisch-Unterricht: "Firth" bedeutet "Fjord" oder "Meeresarm". Es gibt einen schönen Aussichtspunkt, von dem man die Brücke sehr gut auf Photo bannen kann.
Wenn man sich umdreht, sieht man eine Autobahnbrücke über den Firth Of Forth. Nur wenige Meter daneben wird gerade eine neue Brücke gebaut, weil die alte schon etwas marode ist.
Pause in einem kleinen Ort namens Culross. Ein winziges Cafe, ein (geschlossenes) Pub. Aufgrund des Regens schloss ich mich einigen Mitreisenden an, die sich in's Cafe zurückzogen. Ein gepflegter "Earl of Grey" - ideal bei diesem Wetter.
Anschließend Besichtigung von "Stirling Castle". Die Burg ist nicht nur von außen beeindruckend...
So stehen in vielen Zimmern Leute in historischen Gewändern, die Wissenswertes über das Zimmer und die Bewohner erzählen können. Und geben nebenbei ein tolles Photomotiv ab. Mit einer Mitreisenden marschierte ich über eine Stunde durch das Schloss. Und wir fanden anschließend noch die Zeit, sowohl das "Argyll House" als auch die nahegelegene "Church Of The Holy Rude" zu besichtigen (neben "Westminster Abbey" die einzige Krönungskirche Großbritanniens).
Anschließend besuchten wir das "Battlefield Of Bannockburn". Hier errang 1314 der schottische König Robert I. ("Robert the Bruce") einen entscheidenden Sieg über ein fast doppelt so starkes britisches Heer. Inklusive überlebensgroßer Statue von Robert The Bruce. Und wenn man ein gutes Teleobjektiv hat, sieht man von hier in der Ferne Stirling Castle. Das oben gezeigte Photo wurde von hier aufgenommen.
Nun der letzte Höhepunkt des heutigen Tages (auf den ich mich persönlich sehr gefreut habe), das "Falkirk Wheel". Dabei handelt es sich um ein Schiffshebewerk, das zwei durch 24 Meter Höhenunterschied getrennte Kanäle miteinander verbindet. Früher gab es ein System aus elf Schleusen, das Falkirk Wheel ersetzt sie alle. Dabei handelt es sich um zwei Tröge, die, angeordnet wie in einem Riesenrad, Schiffe von oben nach unten und umgekehrt transportieren. Aufgrund des archimedischen Prinzips (ein Körper wiegt genau so viel wie das verdängte Wasser) sind die beiden Tröge immer gleich schwer (auch wenn in einem Trog ein Lastkahn und im anderen ein hölzernes Ruderboot ist). Somit ist die Energiemenge, die gebraucht wird, minimal. Ein paar Toaster brauchen mehr Energie als dieses riesige Rad.
Dieses System ist weltweit einzigartig, aufgrund des hohen Aufwands und der Kosten. Es ist mehr ein Vorzeigeprojekt als eine finanziell lukrative Anlage. Wenn auch die Zeitersparnis gegenüber elf Schleusen immens ist. Aber ein Anziehungspunkt für Touristen (und Technikbegeisterte wie mich). Leider regenete es - am Photo gut zu erkennen. Zeitweise hielt eine Mitreisende ihren Schirm über mich, damit ich Bilder machen konnte.
Der siebte Tag. Der heutige Tag war ausschließlich Edinburgh gewidmet. Traumhaftes Wetter, kaum ein Wölkchen trübte den Himmel. Als erstes suchten wir den "Calton Hill" auf. Dies ist ein 103m hoher Hügel mitten in Edinburgh, von wo aus man einen herrlichen Bick über die Stadt hat.
Das linke Bild zeigt den Überblick, rechts im Vordergrund das "Dugald Stewart Monument", in der Bildmitte das "Edinburgh Castle". Das rechte Bild zeigt nur die Burg. Diese schräge Metallkonstruktion mit den Flaggen, die zu sehen ist, ist ein temporärer Aufbau für das "Royal Edinburgh Military Tattoo" - mehr dazu später. Der Aufstieg zum Hügel erfolgt über Stufen und ist ziemlich steil, dafür aber nur kurz. Und dieser Ausblick lässt alle Mühen vergessen! Es gibt auch bequemere Wanderwege, die aber viel länger sind. Man kann von hier sogar ganz in der Ferne die Spitze der Eisenbahnbrücke über den Firth Of Forth sehen.
Der nächste Stopp war am "Holyrood Palace".
Wenn man genau hinsieht, kann man über dem Palast eine rot-goldene Flagge erkennen. Das war auch der Grund, warum wir nicht näher durften. Eine bestimmte Dame hatte den ganzen Palast für sich allein. Diese Dame ist niemand Geringere als Queen Elizabeth II. und die Flagge ist die des schottischen Königtums, dessen Königin ja auch Queen Elizabeth II. ist (die Flagge zeigt einen auf den Hinterpfoten stehenden roten Löwen auf goldenem Grund). Direkt neben dem Palast, schon halb auf der Straße befindet sich das "Queen Mary's Bath House" (errichtet 1565). Allerdings dürfte es sich nicht wirklich um ein Badehaus handeln, wahrscheinlich diente es als Gartenpavillon.
Und dann wurden wir am Fuß der Burg abgesetzt, hatten den Rest des Tages zur freien Verfügung. Das "Herz" von Edinburgh ist die "Royal Mile", eine Straße, welche die schnurgerade Verbindung zwischen Edinburgh Castle und Holyrood Palace darstellt. Die Abschnitte der Straße haben verschiedene Namen, aber sie ist wirklich ziemlich genau eine schottische Meile lang, also etwa 1,8 Kilometer.
Zu der Zeit fand gerade das "Edinburgh Festival" statt (hat Ähnlichkeit mit dem "Linzer Pflasterspektakel"). Also Akrobaten, Sänger, Tänzer, Musikgruppen, Künstler, Panomimen und natürlich Dudelsackspieler. Das heißt, es ging heiß her in der Stadt. Ich sog alle Eindrücke auf wie ein Schwamm, ließ mich von einem Künstler karikieren (das Ergebnis erinnert an eine bestimmte außerirdische Lebensform aus "Star Trek" ☺) und lauschte den Darbietungen.
Weiters besuchte ich das "Scotch Whisky Experience" (wo ich mich mit gewissen geistvollen Getränken eindeckte), sowie das "White Heart Inn" (das älteste Pub Edinburghs aus 1516, also genau 500 Jahre alt). Es ist echt interessant, sich ein wenig unter die Einheimischen zu mischen - wenn auch meine beiden Gesprächspartner eigentlich aus Kirkcaldy waren (liegt auf der anderen Seite des Firth Of Forth), aber geborene und überzeugte Schotten, und die werden's wissen. Hier erfuhr ich auch, warum manche Leute Edinborough schreiben, das ist die englische Bezeichnung (und falsch), hergeleitet von der schottischen Aussprache "Edinbra", was im Englischen eben "-borough" geschrieben wird. Manche Schotten mögen "Edinborough" natürlich nicht besonders. Eine echte Todsünde im Pub ist es, einen "Whisky on the rocks" zu bestellen. Whisky wird bei Zimmertemperatur genossen, und bestenfalls mit einem oder zwei Tröpfchen Wasser. Ach ja, noch was über englische Pubs: Bier wird hier ohne Schaum ausgeschenkt. Das Glas wird mit (meist ebenfalls warmem) Bier bis zum Rand gefüllt. Sollte dabei versehentlich ein wenig Schaum (in Österreich: eine "Krone") entstehen, wird dieser Schaum mit einem Holzlineal sogar abgestreift...
Abends fand noch die bereits oben angesprochene Veranstaltung "Royal Edinburgh Military Tattoo" statt, eine primär auf Militärmusik ausgelegte Musikshow, statt. Ich hatte jedoch bereits in Österreich beschlossen, daran nicht teilzunehmen. Danke an einige meiner Mitreisenden, die mir Bilder zur Verfügung gestellt haben, und zwei davon möchte ich euch nicht vorenthalten:
Der achte Tag. Nach einem letzten ausgiebigen Frühstücksbuffet ging es im Bus zum Flughafen. Anschließend Rückflug nach Linz. Wieder Direktflug. Mein Dank an das Reisebüro und unsere Reiseleiterin für die reibungslose Abwicklung.
Des weiteren möchte ich meinen Reisegefährten danken.
Und ich danke allen Lesern, die bis hierher durchgehalten haben ☺.
Ich habe während dieser Reise zwei Canon EOS 600D verwendet, eine mit einem Tamron 18-240mm Objektiv und die zweite mit einem Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM Teleobjektiv.
Als Kompaktcamera habe ich eine Canon SX40 HS mit gigantischem 35-fach Zoom (entspricht 24-840mm!) mit 12,1 Megapixel. Gut, okay, es ist eigentlich keine Kompaktcamera, sondern eine sogenannte Bridge-Camera. Ein Erbstück von Gerald. Ich musste feststellen, dass ich fast immer nur letztere Camera verwendete - nicht nur wegen der kompakten Abmessungen und des geringen Gewichts, sondern auch wegen des umwerfenden Teleobjektivs. Unzählige Speicherkarten und Batterien komplettierten meine Ausrüstung.
Trotz der kurzen Reise brachte ich fast 1200 Photos mit, etwa 3 GB Speicherbedarf. Was ich Euch diesmal schuldig bleiben muss, sind die zurückgelegten Kilometer. Laut Buschauffeur kommen wir auf etwa 1800 Kilometer.
Wir bekamen jeden Tag Abendessen und Frühstück. Das Abendessen bestand aus einem dreigängigen Menü, wobei man bei jedem Gang mindestens zwei, oft sogar drei Wahlmöglichkeiten hatte. Das Essen wurde IMMER von livrierten Serviererinnen oder Servierern gebracht, die oft sogar weiße Handschuhe anhatten. Getränke musste man sich an der Bar selber holen. Das Frühstück war fast immer ein Buffet. Sehr umfangreich, Eierspeise (für meine deutschen Freunde: Rührei), Würstchen, gebratener Schinken, gedünstete Champignons usw. Dazu alle möglichen Arten Toast und Brötchen. Natürlich Honig, (gesalzene) Butter, Marmelade, harte Eier, diverse Wurst- und Käsesorten. Müsli, Frühstücksflocken, Kuchen und was weiß ich. Dazu mehrere Arten Obstsalat und Früchte. An Getränken Tee, Kaffee, Milch und mehrere Sorten Fruchtsäfte. Das erlebten wir in allen Hotels, obwohl wir manchmal in kleinen Orten in - ähemm - "rustikalen" Hotels übernachteten - was durchaus einen gewissen Reiz hatte. Die Zimmer waren manchmal alt (gilt primär für 2016), aber immer sauber, und das Personal tadellos. Insbesondere im Urlaub von 2016 war W-Lan oder Mobilnetz selten verfügbar, 2017 eigentlich immer. Aber in den Highlands darf man sich keine durchgehende Netzabdeckung erwarten.
Zum Abschluss ein Schottenwitz. Was machen ein Engländer, ein Ire und ein Schotte, wenn ihnen eine Fliege in den Whisky gefallen ist?
Der Engländer schiebt das Glas zur Seite und bestellt einen neuen.
Der Ire fischt die Fliege 'raus und trinkt ungerührt weiter.
Der Schotte fischt die Fliege 'raus und schreit sie an: "Los! Spuck's aus!"
1) Ja, ich habe das schottische Natonalgericht Haggis gekostet. Am zweiten Tag Abends gab es Haggis in Whiskysauce als Vorspeise. Die Speisekarte (jeweils zwei Menüs zur Auswahl) war von unserer Reiseleiterin mit einer deutschen Übersetzung handschriftlich ergänzt worden. Neben "Haggis" hatte sie statt einer Erklärung einfach hingeschrieben: "Nur Mut !" und doppelt unterstrichen. Die meisten am Tisch bestellten das Menü. Und fast alle Teller gingen leer zurück, auch meiner. Mein Tipp: Bitte denkt nicht dran, was drin ist, kostet es, bevor ihr euch ein Urteil bildet. Nur Mut !
2) Ja, die britische Polizei fährt Mitsubishi. Mehrmals haben wir ASX gesehen, und einmal auf der Autobahn einen Lancer Evolution X. Dazu muss man sagen, dass der "normale" EVO in Großbritannien schon 359 PS hat (bei uns hat das Modell knapp 300). Was die Polizeiversion auf die Straße bringt, weiß ich nicht.
3) Ja, Reisen bildet. Ich kann immer noch auf gälisch "Guten Morgen" wünschen. "Guten Tag" und "Guten Abend" habe ich schon wieder vergessen ☺...
4) Ja, ich weiß, was die Schotten unter dem Kilt tragen. Wenn wir gefragt werden, sollen wir sagen: "Die Zukunft Schottlands". Und das kommt der Wahrheit sehr nahe...